Die Schweiz an den Metaldays 2018

Zehn HeAvYmeTaL.ch Vereins-Mitglieder reisten in ihren verdienten Urlaub für ein 8-Tages-Metal-Wellness nach Tolmin im Slowenischen Soča-Tal an's überschauliche Metaldays Festival mit rund 12'000 Besuchern. Die Schweiz war dieses Jahr mit neun Bands besonders gut vertreten und Frontsänger Max Cavalera von Soulfly trug ein Celtic Frost Shirt. Wir dachten uns jedenfalls, dass Ferien ja schön und gut sind, aber nur baden und Biertrinken ein wenig langweilig werden könnte. Daher entschieden wir uns, einen kleinen Bericht über die auftretenden Schweizer Bands zu machen...


Voice Of Ruin

Bevor die Metaldays offiziell begannen, war es dreizehn Bands möglich, auf der kleinen New Forces Stage zu spielen, um die vorzeitig angereisten Gäste zu unterhalten. Darunter auch eine eher unbekannte Band aus der Schweiz, bei der wir dieses Jahr unsere Tickets gekauft haben. -New Forces Bands haben die zusätzliche Chance, durch ihren Ticket Verkauf im Folgejahr auf einer grösseren Bühne aufzutreten.

Die Rede ist natürlich von Voice of Ruin aus Genf, die am späteren Abend vor nicht weniger als 200 Zuschauern feinsten Thrash Death Metal spielten. Die fünfköpfige Band begeisterte das Publikum mit mächtigen Drums, genialen Einlagen der beiden Gitarristen, gutem Bass-Spiel und einer kräftigen Stimme des Sängers. Ein grosses Lob an die Bandmitglieder Randy, Nico, Darryl, Erwin und Dario! Für uns, wie auch für einige der Besucher mit denen wir gesprochen hatten, wart ihr der Startschuss in die Metaldays 2018. Und wie es aussieht, werden wir euch nächstes Jahr bei der Main Stage erneut geniessen dürfen!


Omophagia

Die Band aus Zürich spielte bereits 2009 am Metalcamp und im vergangenen Jahr auf der New Forces Stage an den Metaldays. Dank der damals hohen Anzahl an verkauften Tickets, welchen wir von HeAvYmeTaL.ch mit zehn Stück unterstützten, spielten sie nun als erste Band im 2018 auf der Boško Bursać Stage (Waldbühne)

Wie gewohnt trat die Band in Anzügen und weissen, mit Blut verunstalteten Hemden auf und eröffneten pünktlich um 13:20 Uhr vor knapp 300 Zuschauern. Die ganzen 30 Minuten wurden auf höchstem Niveau gespielt aber man merkte Frontsänger Beni doch einwenig an, dass er wohl am vorangangenen Tag,einen sehr ausgiebigen und Feuchtfröhlichen Abend genossen hatte. Denoch zeigte sich klar, dass die Band ein eingespieltes Team ist und schon so manches Konzert hinter sich hatte. Ein würdiger Auftritt und ein gelungenes Eröffnungskonzert, das Omophagia an diesem Tag geliefert hat.


Eluveitie

Eluveitie, die vor zehn Jahren am Metalcamp zum ersten Mal in Tolmin aufgetreten sind und im 2015 bereits ihren ersten Metaldays Auftritt hatten, durften ein weiteres Mal von der "Ian Fraser 'Lemmy' Kilmister Stage" (Main Stage) aus, die Zuschauer beglücken.

Viele Zuschauer hatten sich für die Schweizer Folk/Pagan Show versammelt und einige Schweizer und Kantonsfahnen stachen aus der Masse heraus, doch hätten noch viel mehr Leute Platz gehabt, was im 2015 nicht der Fall gewesen war. Die Menge jubelte zwar bei jedem Lied und zum Teil wurden auch die Liedtexte mitgesungen, jedoch schien der Funke nie wirklich auf die Masse herüber gesprungen zu sein, was auch beim Lied "The Call of the Mountains" klar hörbar war. Die akustische Einlage wurden von der Band zum Glück besser umgesetzt, als am kürzlich gespielten Konzert im KiFF, mit der damals noch komplett neuen Band-Komposition. Der Drummer Ackermann machte alles locker vom Hocker, womit uns das gewisse Etwas, wie z.B. Enthusiasmus fehlte. Im Ganzen zeigte Eluveitie eine stabile Show und war bestimmt keine Enttäuschung an den Metaldays, jedoch haben wir von Glanzmann und seinen Mädels und Jungs schon Besseres gesehen.


Virvum

Das Schweizer Tech Deathmetal Quintett aus Zürich namens Virvum, deren Stil stark an Bands wie 'Necrophagist', 'Vital Remains' oder die Death Core Bands 'Animals as Leaders' und 'This will destroy you' erinnert, hatten ebenfalls einen gelungenen Auftritt vor den ca. 100 Zuschauern an den Metaldays.

Man hörte, dass die Band gut eingespielt war und ihr oft sehr komplexes Material einwandfrei beherrschte, was auch vom Publikum sehr stark honoriert wurde. Der Sound war sehr gut abgemischt und die einzelnen Instrumente kamen sehr gut zur Geltung. Nach 35 Minuten war die Show leider auch schon fertig. Wir hoffen von dieser ambitionierten Formation noch viel mehr zu hören!

(Leider hatten wir keine Möglichkeit Fotos zu machen, sorry! ☹)


Bölzer

Bei Anbruch der Nacht betrat das Schweizer Extreme Metal Duo Bölzer, die Waldbühne. Nach kurzem Intro legten sie ohne grosse Ansage los. Die Mischung aus Death, Black und Doom Metal bohrte sich durch die Gehörgänge bis tief ins Knochenmark. Sänger und Gitarrist Ketzer liess seine Stimme krächzen, grunzen, stöhnen und manchmal auch klar erklingen. Aus seinem Saiteninstrument entlockte er Töne, die aus der finstersten Tiefe der Hölle zu stammen schienen. Hetzer, der Mann hinter dem Schlagzeug, begleitete seinen Frontmann in Perfektion, Tempo und Rhythmus und war stets beständig. Es ist schwer zu glauben was eine Band, die wohlgemerkt nur aus zwei Personen besteht, hervorbringen kann. Die Bühnendekoration war schlicht gehalten, dadurch konnten sich die Zuschauer volle 60min auf das musikalische Feuerwerk konzentrieren. 


Coroner

Nach 35 Jahren, mit Unterbrüchen, hatte die Metal Legende Coroner aus Zürich endlich ihre verdiente Premiere an den Metaldays.

In schlichtes, neutrales Schwarz gekleidet, betrat die Band die Bühne vor einem mehreren Hundertschaft grossem Publikum. Im Gegensatz zu früher, besteht die Band seit der Reunion im 2011 aus vier Mitgliedern, da Daniel Stössel am Keyboard dazugekommen war.

Zu Beginn schienen sich hauptsächlich nur Schweizer vor die Bühne getraut zu haben, aber nach der Begrüssung durch Coroner's Frontmann Ron Broder und dem darauffolgenden Lied Semtex Revulotion, das über Tolmin hämmerte, änderte sich dies verdammt schnell. Zuschauer strömten unter dem Gitarrenspiel von Tommy Vetterli und den rhythmischen, sowie energiereichen Drums von Diego Rapacchietti, zur Bühne, oder machten es sich auf dem seitlichen Hang, der einen super Ausblick auf die Bühne ermöglichte, gemütlich. Rechts von uns und somit ziemlich nahe an der Bühnenmitte, entstand ein Circle Pit, der sich die ganzen 50 Minuten Spielzeit aufrechterhielt und nur gelegentlich durch einen Mosh Pit für ein paar Minuten unterbrochen wurde. Unsere Legenden blieben im Gegensatz zu den vielen Bewegungen der Zuschauer, eher stoisch auf ihren Positionen, was vor 20 Jahren überhaupt nicht der Fall gewesen war. -Aber dies schien die Stimmung im Publikum überhaupt nicht zu mildern und uns war es auch ziemlich egal. Ein grossartiges Konzert und für viele von uns, war es eine unvergessliche Premiere, Coroner endlich live sehen zu dürfen.


Schammasch

Der Babylonische Sonnengott Šamaš und vermutliche Namensgeber der Basler Band Schammasch, meinte es gut, als er die Sonne von der Waldbühne vertrieb und die Band, die in rituelle Gewänder gehüllt war, im kühlenden Schatten der Bäume für ihren Auftritt zurück liess…

Um die 400 Besucher hatten den Platz bereits gut gefüllt, als wir eintrafen und es schien, als würden noch weitere dazu kommen. Die ersten tiefen Klänge erschallten pünktlich über den Platz, bevor auch der erste tiefe Sprechgesang die nahende Dunkelheit verkündete. Nach zehn Minuten Spielzeit und dem eigentlichen Intro, verkündete Sänger C.S.R. mit theatralischer und tiefer Stimme, ein "Welcome Metaldays"! Die Besucher streckten die Fäuste gegen die letzten Lichtstrahlen am Himmel und brüllten als Antwort. Die Band setzte sofort mit weiteren Liedern an, wie dem bekannten Stück aus dem Jahre 2016 namens "Metanoia" und liess Fans, wie auch viele Besucher, die diese Band zum ersten Mal sahen, in typischem Black Metal Schaukel Modus tanzend zurück. Das Konzert war die gesamten 45 Minuten akustisch bestens abgestimmt und eines der Highlights an den Metaldays 2018. Das Konzert endete mit einem gewaltigen Applaus von den in der Zwischenzeit weit mehr als 400 Besuchern.


Tyrmfar

Bereits 2017 spielte Tyrmfar an den Metaldays auf der New Forces Stage und begeisterte das nicht kleine Publikum mit einem sehr rhythmischen Black-Death Metal. Dieses Jahr hatten sie die Ehre, die Besucher von der grösseren Waldbühne aus aufzuheizen.

Um die 150 Metalheads hatten sich für die Band am frühen Nachmittag versammelt. Die einen liegend auf ihren Luftmatratzen, andere auf Bänken sitzend, der Grossteil jedoch wie es sich gehört, stehend. Nicht mal eine Minute hatte die Band bereits gespielt, als die ersten Besucher mit einem wilden Circle Pit begannen. Nach weiteren Minuten konnten auch andere Besucher von den harten Schlägen des Drummers Quentin und dem rhythmischen Bass von Julien, sowie den Klängen der Gitarristen Mickael und Kévin dazu gebracht werden, ihre bequeme Sitzgelegenheit aufzugeben, um sich dem Head bangenden und stehenden Publikum anzuschliessen. Beim letzten powervollen Song rief Frontsänger Robin dann zum Wall of Death auf. Nicht weniger als zwei Dutzend Personen folgten dem Ruf des Wallisers und moshten sich dann zur Mitte vor der Bühne. Nach kurzweiligen 30 Minuten Spielzeit, die bestens bis in die letzte Sekunde ausgenutzt worden waren, endete das sehr gut abgestimmte und überzeugende Konzert. Es bleibt nur zu hoffen, dass wir sie 2019 wieder sehen dürfen…