Aces High, höher, am Höchsten: Maiden-Konzertbericht aus dem Hallenstadion - Teil 2

Maiden riefen, und fast alle rannten zum Vorverkauf für die «Run For Your Lives»-Tour 2025. Im ausverkauften Hallenstadion halten Tomi (Teil 1) und Christian (Teil 2) von heavymetal.ch fest, was ihnen als mittelalten Fan-Hasen an dem Sommerabend an der Performance von Bruce Dickinson & co. aufgefallen ist - vom Sitzbereich aus, und unten bei den Stehplätzen.
Teil 2 - Die billigen Stehplätze
22 Jahre ist es inzwischen her, seit ich Iron Maiden zum ersten Mal gesehen habe. So soll es heute das 13. Mal sein, dass ich diese Band live erlebe – da kann kaum eine andere Band mithalten. Ritt ich kurzzeitig in jungen Jahren auf einer Heavy- und Power-Metal Welle, habe ich mich inzwischen weit davon entfernt. Mit Ausnahmen. Maiden ist Eine davon und wird es wohl auch immer bleiben.
Pünktlich um 20:50 Uhr ertönt – wenig überraschend – «Doctor Doctor» aus den Boxen des ausverkauften Hallenstadions. Das Intro, mit dem die Band seit vielen Jahren ihre Shows eröffnet.
Die erste Überraschung folgt dann aber sogleich – zumindest für alle, die sich die Setlist nicht schon vorher angeschaut haben. Diese wurde von Maiden nämlich bereits im Vorfeld stolz auf Social Media angekündigt und scheint über die gesamte Tour hinweg unverändert zu bleiben. Und worin besteht nun die Überraschung? Als Opener bringen sie tatsächlich den Klassiker «Murders in the Rue Morgue»! Über Songs, die ich nicht schon zigmal live gehört habe, freue ich mich natürlich ganz besonders.
Direkt im Anschluss folgen zwei weitere Stücke vom Killers-Album: «Wrathchild» und der Titeltrack «Killers». Ich würde hier gerne schreiben, dass Dickinson die Paul-Di’Anno-Songs mit Bravour gemeistert hat – kann ich aber leider nicht. So richtig zu den Songs passen will seine Stimme einfach nicht. Ganz anders beim anschliessenden, ursprünglich ebenfalls von Di’Anno gesungenen «Phantom of the Opera» – da fühlt sich Bruce sichtlich wohler.
Auch danach reiht sich Klassiker an Klassiker. Die Band spielt auf dieser Tour ausschliesslich Songs aus den frühen Alben – bis zu Dickinsons Ausstieg nach Fear of the Dark. Ich mag viele der neueren Maiden-Alben sehr. Auch das aktuelle Werk Senjutsu finde ich grossartig. Trotzdem freue ich mich riesig über die Raritäten, die das heutige Set bereithält.
Weiter gehts nun aber erstmal mit keiner Rarität, sondern mit «The Number of the Beast» – hier wird zum ersten Mal Feuer auf der Bühne gezündet. Von den Flammen angesteckt wirkt auch das Publikum zum ersten Mal an diesem Abend geradezu entfacht. Dabei muss ich feststellen: Leider stehen um mich herum gefühlt fast nur Leute, die nur wegen der vier, fünf Über-Hits da sind – alles andere scheint ihnen entweder unbekannt oder wird schlicht nicht genügend gewürdigt. Banausen!
Ganz besonders freue ich mich dann über «The Clairvoyant» – wunderschön! Allerdings stört, wie schon mehrfach an diesem Abend, das Schlagzeug beziehungsweise dessen Abmischung den Song teilweise recht deutlich. Dafür kann der neue Live-Schlagzeuger Simon Dawson, der Nicko McBrain vertritt, wohl nichts.
Schon zu Beginn der Show war auf den grossen Bildschirmen zu lesen, man möge das Handy bitte in der Hosentasche lassen – zuliebe der Band und der Zuschauer. In meinem Sichtbereich halten sich die meisten auch erfreulich gut an diese Bitte. Mit Ausnahme eines Hünen direkt neben mir, der gefühlt fünfmal pro Song zum Handy greift – trotz mehrfacher Zurechtweisung durch einige halb so grosse Fans direkt hinter ihm. Bei «2 Minutes to Midnight» fühlt sich Dickinson dann auch genötigt, ein deutliches «Put your fucking camera down, you cunt!» in Richtung eines Zuschauers zu brüllen. Nach dem Song folgt eine kurze, augenzwinkernde Ansprache: Maiden arbeite an einer Drohne, die sich um diese Dauerfilmer kümmern werde – die Entwicklung sei allerdings noch nicht abgeschlossen. Gut für den Hünen neben mir, schlecht für alle anderen Konzertbesucher.
Mit «Rime of the Ancient Mariner» folgt ein weiteres Highlight des Sets. «Water, water everywhere!» – und doch scheine ich wieder der Einzige in Sichtweite zu sein, der sich über dieses Meisterwerk freut. Mir egal – ich habe Spass! Und beim darauf folgenden «Run to the Hills» schreit dann die ganze Halle wieder lautstark mit.
Ein paar Songs später geht es auch schon in die Verlängerung: Das Set wird mit dem epischen «Fear of the Dark» und dem Knaller «Wasted Years» abgeschlossen.
Zusammengefasst überwiegt die Freude über die tolle Setlist die paar erwähnten negativen Punkte bei Weitem. Der Abend hat richtig Spass gemacht – und so wird mein 13. Maiden-Konzert ganz sicher nicht mein letztes gewesen sein.
Zum 1. Teil - Sitzplatz Sektor H1, Medien
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