Rückblick aufs HeAvYmeTaL.cH Festival 2025

Und das war’s dann auch schon wieder - oder eigentlich erst der Anfang.
Der erste richtige Sommertag fühlt sich an wie ein Hitzeschock im besten Sinne: gut 30 Grad draussen, die Sonne knallt, die Limmat glitzert, und Zürich wirkt plötzlich wie eine mediterrane Hafenstadt. Und mittendrin: wir - im schattigen, noch halbwegs kühlen Gewölbe des Werk 21. Dort, wo andere nur vorbeiflanierten, mit Flipflops und Sonnenbrillen bewaffnet, wurde hinter den Kulissen schon geschleppt, geschwitzt, geschraubt und geklebt.
Der Kontrast hätte grösser nicht sein können: draussen halbnackte Freizeitkönig*innen mit Glacé, drinnen Vereinsmitglieder in dunkelstem Schwarz, die sich mit Kabeln, Amps und Cases abmühen, als gäbe es kein Morgen. Ab und zu regnete es dann doch - entweder von den Limmat-Badenden, die beim Sprung ein bisschen Abkühlung spendierten, oder aus 0.5-Liter-Aludosen, die nicht weniger erfrischend wirkten. Beides: Absolut willkommen.
Rund 20 Mitglieder rackerten sich ab, und es war ein echter Kampftag. Backstage klarmachen, Material quer durch Zürich chauffieren, Bar einrichten, Panzertape als Allzweckwaffe ausrollen, Preislisten in die bünzligen Mäppli packen, Poster aufhängen, Running Order wo noch irgendwie Platz war aufkleben, wieder runter in den Keller, wieder rauf - und dann noch hundert Mal dasselbe. Der Lift kannte unsere Gesichter besser als sein Bedienfeld.
Und trotzdem war da dieses Gefühl: das hier machen wir aus Überzeugung. Für den Verein, für die Szene, für den Lärm. Nicht wegen dem Geld, sondern trotz dessen. Das war nicht immer so - aber heute sollte es sich lohnen. Das Line-Up versprach schliesslich nicht weniger als ein Death-Metal-Paket der Extraklasse. Keine halben Sachen, keine Experimente. 100 % Vollgas. Das war der Plan.
Und Punkt 19:00 Uhr ging’s auch schon los – und wie.
Defaced aus dem Emmental zünden direkt die erste Granate. Ein Soundgewitter aus massiven Riffs, dazu fein eingestreute Details, die man erst beim zweiten Hinhören wirklich erfasst. Sänger Thomas Gertsch steht vorne wie ein Hardcore-Priester auf Death-Metal-Mission – das Outfit schreit NYHC, die Stimme aber nach Hölle. Trotz der geringen Publikumsdichte vor der Bühne ein mehr als gelungener Auftakt. Klar, das Bierwetter draussen war eine harte Konkurrenz – aber wer da war, wurde belohnt.
Weiter ging’s mit Death Kommander – und der Name ist Programm. Der old-schoolige Bolt-Thrower-Vibe walzt wie ein Panzer durchs Dynamo und zieht alle restlichen Sonnenanbeter von der Werktrasse in den inneren Schützengraben. Wer noch stehen konnte, bangte mit. Tight, druckvoll, kompromisslos. Einfach genau so, wie man es sich wünscht. Keine Spielereien, einfach drauf. Die Offensive? Komplett erfolgreich!
Dann wurde es... anders. Uncaved betreten die Bühne – und mit ihnen eine Portion technischer Wahnsinn. Unkonventionell bis an die Schmerzgrenze, virtuos gespielt, irgendwie schräg und trotzdem faszinierend. Ein Death-Metal, der sich nicht einordnen lässt, und genau darin liegt die Stärke. Ein klarer Kontrast zu Death Kommander und ein schöner Beweis, dass Death nicht gleich Death ist. Die Anwesenden feierns – und auch wenn’s mir persönlich streckenweise zu vertrackt war (Achtung: Ich bin definitiv KEIN Massstab), ist der Vibe da. Die Tie-Dye-Shirts? Eyecatcher! Und überraschend stimmig zum komplexen Sound. Irgendwie absurd. Irgendwie geil.
Und dann – Disparaged.
Sobald die ersten Töne erklingen, ist klar: Jetzt wird’s ernst. Das Gewölbe ist voll, die Stimmung brodelt, und mit jeder Sekunde wächst der Druck. Was die Band da abliefert, ist nichts weniger als Abriss in Reinform. Tight, präzise, brutal - und dabei so eingespielt, als hätten sie nie was anderes gemacht. Die Menge geht mit, schreit, schwitzt, bangt. Und irgendwo mittendrin: Ich, mit Kamera bewaffnet – eigentlich zum Fotografieren da, theoretisch nüchtern geplant. Praktisch aber schon vier, vielleicht fünf Paul 01 tief. Der Fokus? Irgendwo zwischen Bühnenlicht und Bierlaune. Die Bilder? Nun ja – ein bisschen verwackelt, aber immerhin mit Seele. Kunst oder Kontrollverlust? Entscheidet ihr. Es ist in jedem Fall der Höhepunkt eines langen Tages, der in diesem Moment jede Anstrengung wert macht.
Merci an alle, die da waren, nicht zuletzt aber ein riesengrosses DANKE an die HeAvYmeTaL.ch Crew, die uns diesen Abend erst ermöglichte !!!
Text: P. Weber
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