Wizards of Wiznan - No Light Has No Shadow
Du suchst den passenden Soundtrack zu den kalten, dunklen Herbsttagen? Ich hab ihn auf jeden Fall gefunden. Und warum genau auch du ein Ohr riskieren solltest erzähle ich dir in diesem Review.
Das angeschwärzte Sludge-Fünfergespann, bestehend aus Robin Délèze (Bass/Gesang), Ludovic Bornet (Schlagzeug), Adrian Bornet (Leadgitarre), Marc Bourban (Rhythmusgitarre, Gesang) und Kèvin Sanchez (Gitarre/Synthesizer) musizieren sich seit längerer Zeit durch die Schweizer Metalszene. Den meisten dürften sie zu Teilen auch als Tyrmfar bekannt sein. Die qualitativ hochwertigen Outputs der genannten Band lassen darauf schliessen, dass wir hier ebenfalls einen Release vorliegen haben, der zu hören sich lohnt.
Zurück in die Zukunft
Die schwarze Pest als Schwerpunkt zu haben ist ja eigentlich nichts was nicht schon auf unzähligen Black und Deathmetal Platten durchgekaut wurde. Nichtsdestotrotz konzentrieren sich Wizards of Wiznan während 3 der insgesamt 5 Songs ("Reign", „Feed the Fire“ und „La Sorcière du Végenand“) auf die Heimsuchung der Pest in der Region Végenand in Nendaz. Im Gegensatz zu klassischen Kapellen wie 1349, die dir die Pest geradeso ins Gesicht brettern, schaffen es die Walliser von der ersten Minute weg eine Atmosphäre zu erschaffen, die dich direkt, aber auf eine weniger stürmische Art in das dunkle Zeitalter katapultiert. Vor der nahenden Pest beschäftigt sich der Opener Seeds of Light mit dem Leiden und den Depressionen des menschlichen Daseins. Beginnend mit hypnotisierenden, klaren Gitarrenmelodien, tribalistischen Drums und Synthesizern die genau da sind wo sie hingehören, nimmt sich das Eröffnungsstück die Zeit um die Emotionen auf den Höhrer zu übertragen. Nach gut 2-3 Minuten bricht dann der äusserst zähe Sturm los, mündet in einer dicken, sumpfigen Bass-Linie und flacht gegen Ende wieder ab. Generell ist auch die Gitarrenarbeit hervorzuheben, der ich insbesondere bei "Reign" das höchste Lob gebühre, weil bei der abwechslungsreichen Kreativität trotzdem jeder Ton sitzt. Sie funktioniert perfekt im harten Riffing und hält das massive Gewicht der Musik wie eine schützende Hülle um die Hörerschaft.
Ein Meisterwerk der "sumpfig-düsteren" Tonkunst
Es macht hier auch nicht wirklich Sinn, weiter auf einzelne Songs einzugehen, da die Platte als Gesamtkunstwerk gesehen und gehört werden muss. Jeder Titel bewegt sich in unterschiedlichen Formen und Geschwindigkeiten vorwärts durch eine Reise voller Emotionen, die am Ende hervorragend zusammenpassen. Im Mittelpunkt steht die Band, getragen durch hervorragende Gitarrenarbeit und den variablen Gesang von Robin. Schwere Doom-Riffs, klare Gesangsmelodien, höllische Schreie und gekonnte Melodien vereinen sich meisterhaft und unterstreichen das umfassende Verständnis dieser Band für gutes Songwriting und spannende Strukturen. Wem der Zugang aber doch noch etwas fehlt, sei als Anspieltipp „La Sorcière du Végenand“ zu empfehlen. Hier gehts ohne grosse Umschweife mit stampfendem Riff und melodiösen Gitarrenläufen direkt in die Vollen.
Fazit
Das Songwriting von der No Light Has No Shadow ist schlicht hervorragend. Sämtliche der 5 Tracks sind spannend aufgebaut und bleiben mit vielen, teilweise kleinen Details beim Hörer hängen. Gleichzeitig nutzen sich die Songs auch bei vielen Durchläufen nur wenig ab. Die meistens langsamen und allmählichen Steigerungen von Energie, Aggression und Brutalität werden durchgängig mit variablen Elementen gespickt, was kaum Langeweile hervorruft. Was aber aus meiner Sicht als kleiner Kritikpunkt noch herhalten muss, ist der dicke Schleier über der Produktion. Bei Black/Doom/Sludge Kappellen wird dieses undifferenzierte Klangbild ja meistens so gewünscht. Hier hätte eine klarere Produktion den Songs gut gestanden. Dies soll aber als Kritik auf sehr hohem Niveau gesehen werden.
Kaufen kannst du diesen Sumpfbratzen digital auf Bandcamp und hoffentlich zu einem späteren Zeitpunkt auch in Form einer Vinyl oder CD.
Wer die Jungs live sehen möchte, dem sei unser Konzert am 20. April 2024 im Werk 21 ans Herz gelegt. Am Besten holst du dir dein Ticket gleich hier: KLICK - Eventfrog Tickets
(Text: P. Weber, veröffentlicht am 27.11.2023)
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