Black Hole Fest IV

Auf nach Aarburg! Die HeAvYmeTaL.ch Crew begab sich mit dem Bummelzug von Zürich aus in die Aargauer Kleinstadt am Ufer der Aare.

 

Nach mittlerweilen 3 vergangenen Festivals in der Hall of Fame in Wetzikon zieht das Black Hole Fest in die Musigburg. Das Gemeindewappen mit der zweitürmigen Burg könnte nicht besser zur Location passen. Gestartet mitten in der Corona-Pandemie hat sich das Black Hole Fest zu einer Institution in Sachen Black Metal Veranstaltungen entwickelt. Die Organisatoren schaffen es immer wieder mit viel Herzblut und Aufwand tolle Bands der Szene zu verpflichten und so diese Nische perfekt auszufüllen.  In der vierten Ausgabe sollte das nicht anders sein. Beide Tage sind ausverkauft. Viele schwarze Gestalten zieren das „Bahnhofsbild“ der kleinen Gemeinde. Direkt gegenüber befindet sich dann auch gleich die Location. Das Einzige was jetzt noch schiefgehen kann, ist sich von einem der zahlreich vorbeifahrenden Autoposer überfahren zu lassen. Der Einlass funktioniert, wenn auch langsam: Es gibt viel Erklärungsbedarf zu den Konsumationsbons. Geschuldet ist dies auch generell dem Ein/Ausgang-Nadelöhr der Location. Einmal drin ist dieser Umstand aber schnell wieder vergessen. Alles da: Merchanise, Bar, Garderobe, Toiletten. Und natürlich die Konzerthalle. Tribühnenartig aufgebaut für jederzeit perfekte Sicht auf die Bühne und immer eine Bar in der Nähe. Was will man mehr?


Und sonst so? Kleinstadt halt. Hotels für alle, die nicht mehr willig oder fähig sind die Heimreise anzutreten sind vorhanden. Restaurants ebenso. Lohnenswert das „Bahnhöfli“, 100 Meter zu Fuss von der Location. Nette Wirte, Dorfknelle-Atmosphäre und tolles Essen zu fairen Preisen wo auch wir uns am Samstag eine kurze Verschnaufpause gönnen. Ob es am “A 380” Riesen-Cordonbleu lag, dass unser Vereins-Präsident am Rest des Abens nicht mehr gesehen wurde, konnte bis Redaktionsschluss nicht abschliessend geklärt werden.


Wer sich direkt am Festival verpflegen möchte kann das ebenfalls: Die Black Hole Crew hat Foodtruck und Festbänke organisiert.



 

Auch sonst hat hier die Agency wieder vollen Einsatz geleistet. Es funktioniert alles, die Bands hatten sichtlich Spass und der erweiterte Festzelt-Bereich verteilt die anwesenden Schwarzmetaller besser um die Location. Top! ..oh, noch etwas zum Sound in der Musigburg: Ich durfte selten ein Festival erleben mit einem solch konstant gut abgemischten Sound!

 

Wer noch etwas mehr über die Personen hinter der Black Hole Agency erfahren möchte und wie so ein Festival überhaupt zustande kommt sei unser Podcast mit Reto, Tamara und Sven nahegelegt.


Stormcrow: Dark Promises

 

Zumindest auf Platte war das Gespür der Italiener für gute Songs und dichter Atmosphäre durchaus vorhanden. Daher war die Erwartungshaltung auf den Auftritt gross. Pünktlich zum Start befinde ich mich irgendwo im Getümmel vor der Bühne. Los – Vorbei. Gerne hätte ich noch irgendetwas zum Auftritt geschrieben aber es blieb schlicht nichts hängen. Irgendwie alles schon bekannt, keine wirklichen Überraschungen und nur selten wird der Fuss vom Gaspedal genommen um den Kompositionen etwas Abwechslung zu verleihen. Eine der (für mich!) weniger interessanten Bands.

 

Noctem: Credo Certe Ne Cras


Ganz nach dem Titel des neusten Outputs von Noctem scheint es auch in der Musigburg kein Morgen mehr zu geben als Noctem zur Tat schreiten. Nach kurzer Recherche die spanische Antwort auf Behemoth nur halt extremer. Extrem? ..und Behemoth war eigentlich auch noch nie so mein Ding. Noctem schinden mit Ihren Songs gehörigen Eindruck, und zwar sowohl handwerklich als auch hinsichtlich des mitreissenden Songwritings - Die apokalyptische Weltuntergangsstimmung und das Auftreten von Wirbelwind Beleth passt hervorragend zu den abwechslungsreichen Songs und lässt zu keiner Zeit irgendwelche Langeweile aufkommen. Einziger Kritikpunkt: Einprägsame Melodien bleiben hin und wieder etwas auf der Strecke.

 

Rotting Christ: Einmalige Setlist


Als die Black Hole Agency uns in unserer bereits erwähnten Podcast-Episode erzählte, Rotting Christ würden mit einem einmaligen Old School Set auftrumpfen bin ich etwas zwiegespalten. Selber habe ich Rotting Christ nämlich erst viel später, also Mitte der 2000er für mich entdeckt und trotz mehreren Versuchen konnten mich die Anfangs-Werke der Griechen nie so richtig begeistern.

Was der Freitags-Headliner dann aber auf die Bühne brachte hatte ich so nicht erwartet, das war richtig richtig gut! 30 Jahre sind seit dem Erstlings-Werk Thy Mighty Contract vergangen und die Songs wirkten dennoch frisch und wurden mit grosser Spielfreude einem begeisterten Publikum präsentiert.

Und es ist nicht etwa so, dass Rotting Christ gerade generell auf einer Old School Tour wären. Nein, die Setlist wurde so einmalig nur auf dem Black Hole Fest präsentiert!


Malphas: Let's Fuck The World Together


Gestartet haben Malphas Ihre Armageddon Tour 2023 an unserem eigenen Event im Werk 21 vor genau einem Monat. Den Abschluss der Tour bildet der heutige Auftritt auf dem Black Hole Fest. Anders als am 1. April im Werk 21 steht heute Front-Frau A.Tlemati mit auf der Bühne, was für eine Wucht!

Die gesamte Band weiss vollständig zu überzeugen und legt eine risen Spielfreude an den Tag. Malphas hätten durchaus auch noch viel weiter hinten im Lineup platziert werden können, ohne sich vor den schon etwas grösseren Namen verstecken zu müssen, im Gegenteil. Doch der Opener weiss dem Publikum so richtig einzuheizen.

Nicht nur auf Konserve sondern auch live gehört Malphas zu den spannendsten Outputs der Schweizer Black Metal Szene der letzten paar Jahre.


Lunar Spells: Griechische Skandinavier


Nach dem Hören des neusten Outputs «Demise of Heaven» kann man Lunar Spells recht schnell einordnen. Relativ dünne, auf rohen Black-Metal der 90er gemachte Produktion, omnipräsente Keyboards und böse, krächzige Vocals. Erinnert alles an alte skandinavische Schule. Eine Band die da direkt zu einem Vergleich hergezogen werden kann ist wohl Emperor zu Zeiten von In The Nightside Eclipse. Damit ist die Geschichte eigentlich auch schon erzählt. Auf der Bühne kommt das aber erstaunlich gut: Obwohl die Songs nicht gerade sehr progressiv oder komplex sind, sind sie doch viel mehr als nur eine fünfminütige Wiederholung des gleichen Riffs. Die Live-Soundwand und der Wegfall der Keyboards kommen den Songs schwer zu gute. Kurzweiliger Auftritt!


Nocturnal Depression: Psychische Abnutzung

 

Bist du glücklich? Läuft alles so, wie du es möchtest? Ist das Leben doch gar nicht so mies? Nocturnal Depression holt dich auf unmissverständliche Weise wieder zurück auf den harten Boden der Realität. Die Band haut seinen Zuhörern seit 2004 regelmässig tödliche Dosen lebensbeendender Musik um die Ohren die von langsamen Rhythmen, schweren Gitarrenriffs und schmerzverzerrten Gesängen Lord Lokhraeds geprägt sind. Themen wie Depression, Einsamkeit und Schmerz tragen die treibenden Songs und das spürt man als Zuhörer auf Platte wie auch Live deutlich. Gut platziert zwischen dem Gebretter der vorherigen Bands eine willkommene Abwechslung. Die hochklassige Setlist zieht sich quer durch die komplette Bandhistorie. Von Nostalgia, Tides of Despair und Dead Children fehlt da nichts.

 

Nargaroth: Ihr Wichser, es ist Krieg!

 

..und wie! Bei gut 40 Grad Innentemperatur und noch ein paar mehr auf dem Fotobalkon tritt Ash mit seinen Mitmusikern u.A. von Mor Dagor auf die Bühne. Ash hat mit Nargaroth nicht nur musikalisch, sondern auch durch seine Songtexte und den öffentlichen Aussagen als eine der kontroversesten und polarisierendsten Bands in der Metalszene erschaffen. Vor dem obligaten Black Metal ist Krieg wird noch das Feuer auf der Bühne entzündet. Für meine Mit-Fotografen auf dem Balkon dann definitiv zu viel Höllenfeuer. Kein Post, kein Avantgarde, keine Keys - Kompromisslos, gewaltig und präzis gespielter, ursprünglicher Black Metal. Man kann von Nargaroth halten was man will. Diese Show war denkwürdig. Ein Dankeschön „…despite all the bullshit in the past“ gabs dann auch noch.

 


(Text: P. Weber & C. Renner, Fotos: C. Renner & C. Sturzenegger)


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Fotos

Nargaroth

Rotting Christ

Noctem

Stormcrow

Malphas

Azels Mountain

Lunar Spells

Nocturnal Depression