Czar Fest 2025
Herbstmesse Basel und es schifft mal wieder. Von einem weithin sichtbaren Turm fallen kreischend Menschen, Buden halten Grillwaren feil, derweil am Rande des Geschehens nahezu unbeteiligt ein paar Gestalten besserer Zeiten harren.
Solche mit kupierten Bärten sind darunter, manche in abgewetzten Lederjacken, andere verspeisen Bündnerfleisch vom lokalen Grossverteiler. 2016 als zehnjähriges Jubiläumsfest für Czar Of Crickets Productions angelegt, fand das CZAR FEST in der Folge immer mal wieder statt. Wobei es stets gelungen war, stilistische Breite (vornehmlich) der Schweizer Musikszene aufzuzeigen. So auch heuer.
INEZONA aka Ines Brodbeck bezeichnet ihren Stil als Alternative Indie Folk Rock, was in etwa so hinkommt. Der Einstiegssong erinnert manche an MADRUGADA der Neunziger, andere enthalten sich der Stimme. Ines smooth sphärige Stimme weckt Assoziationen an Holzhüttendasein bei knisterndem Cheminée-Feuer. Die Begleitband wirkt zu Beginn noch verhalten, doch mit zunehmend musikalischer Korrespondenz gewinnt Darbietung an überzeugender Dringlichkeit. Vor allem die zweite Konzerthälfte, wo ein wenig Ausderhautfahren angesagt ist, vermag zu begeistern. In Crescendo sich hineinsteigernde Songs respektive flagrante Abstecher in 70er Gefilde verfehlen ihre Wirkung keinesfalls.
Draussen unterm schützenden Dach lassen wir Revue passieren. Trinken Bier aus Plastikbechern. Blasen Rauchfahnen in den grell erleuchteten Nachthimmel.
Als wir in die Halle zurück gelangen, sind ABRAHAM bereits am Ausholen. Mit Idsungwüssä liegt ein brandneues Album vor, worauf die Welschen sich einerseits in Höchstform zeigen, andererseits in Sachen Verdaulichkeit keinerlei Zugeständnisse machen. (Dass dem gerade gar nichts entgegenzusetzen ist, liest du vorzugsweise in unserem Review.) Mögliche Zweifel bezüglich Livetauglichkeit des Materials werden kurzerhand & angemessen erbarmungslos granuliert. Das Quartett liefert ein extremwuchtiges Set, währenddem Liedgut bühnentauglich entschlackt gnadenlos ins Publikum geböllert wird. Après eux le déluge!!!, heisst es quasi anachronisch.
ZATOKREV starten fulminant mit dem herausragenden Red Storm vom aktuellen Album ...Bring Mirrors To The Surface ins Set hinein, wobei sie unmissverständlich klarstellen, dass ihnen der Doom auch nach längerer Abstinenz nicht abhanden gekommen ist: Gitarren, die schwer wie Blei sich aus Membranen quälen, Rotters in sämtlichen Couleurs eigenständig ungekünstelt daherkommender Gesang, unterstützt durch eine Rhythmussektion, die sowohl Scholle schafft als Akzente setzt. Geradeso muss Sintflut sich anhören!
Als wir uns in Richtung Hotel bewegen, herrscht Ruhe in Basel. Auf dem Exerzierplatz flattern Planen im Wind, vereinzelt Verlorene stolpern von da nach irgendwohin, einzig in der Utengasse finden wir noch eine Bar, wo letzte Runden angeboten werden. Unser Fazit? Dass Reise nach Basel sich gelohnt hat, letzter Zug eine Utopie gewesen wäre plus einmal mehr das CZAR FEST sich als Bereicherung darstellt. Sowohl in Bezug auf eine mehrheitlich als monoton erlebte CH-Konzertlandschaft, als auch höchstpersönlich horizonterweiternd.
Herzlichsten Dank all jenen, die es möglich machen!!! Möge der Wille mit euch sein, es wieder zu tun...
Text von T. Maag & C. Sturzenegger
Bilder von C. Sturzenegger
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