Ausblick aufs Meh Suff! Metal Festival 2025

Am 5./6. September 2025 ist es wieder soweit. Von dort und da pilgert Metal Community an den Hüttiker Berg, um am Meh Suff! Metal Festival 2025 wieder mal unter sich zu sein. 

Seit 2006 finden die beiden Metal-Tage (fast) alljährlich statt, wobei die Veranstalter Grösse gerade dadurch beweisen, klein zu  bleiben. Kaum mehr als 1‘500 Metalheads begeben sich jeweils im September an den heiligen Berg, um Ohren mit womöglich verschrobenen Klängen vollzuschlagen. Standen  beim ersten Mal noch ausschliesslich einheimische Bands auf den Bühnenbrettern, wurden mehr und mehr internationale Acts verpflichtet, nicht ohne jedoch einheimische Kost gänzlich zu verschmähen. 

Dass die 2025er Edition einiges bereithält, setzen wir dir auf den folgenden Zeilen auseinander.



EINHEIMISCHE KOST...

...in konsequent alphabetischer Reihenfolge.


Wer DISPARAGED am HeAvYmeTaL.ch Fest im Dynamo erlebte (Bericht siehe HIER), braucht keine weiteren Worte mehr. Oder aber kurzerhand Patriks zitiert: «Was die Band da abliefert, ist nichts weniger als Abriss in Reinform. Tight, präzise, brutal - und dabei so eingespielt, als hätten sie nie was anderes gemacht.» Sind wir gespannt auf die Altherren!

GHÖRNT zelebrieren melodischen, zuweilen hymnischen Schwarzmetall, wobei sie ordentlich auf die Tube drücken. Im Wesentlichen orientieren Mulitinstrumentalist Jöschu und Vokalist Fabio sich an der harschen 90er Matrize nordischer Vorbilder. Dass dabei in Luzerner Mundart gesungen wird, vermittelt der Schose das Mittelbare. Den Auftritt lassen wir uns auf keinen Fall entgehen!

KASSOGTHA aus Genf frönen progressivem Todesmetall mit Ausflügen in Richtung Metalcore. Entsprechend gestalten Songstrukturen sich zuweilen verwunden, ohne jedoch an Fluss zu verlieren. Stephany Hugnins Vokaldarbietung gewinnt vor allem in extremeren Stimmlagen an Eigenständigkeit und Authentizität. Dass KASSOGTHA gerade live noch einen drauflegen, versicherte mir eine unbekannte Quelle…

KERBEROS Gesichter aufzählen zu wollen, sprengt den Rahmen. Das Winterthurer Quartett präsentiert eine Sorte eigenwillig progressiven Sympho-DM, angereichert um barockes Melodienwerk, Themen, die dich an Musicals der 70er/80er erinnern oder aber du wähnst dich irgendwo mitten in den Sagen Gawains. Ai-lan Metzgers stimmliche Darbietung gerät so ganz und ganz unvoreingenommen, währenddessen Instrumentarium inklusive hauseigener KERBEROS-Chor aus dem wahrhaft Vollsten schöpfen. 

SOULLINE blicken auf ein Vierteljahrhundert Bandgeschichte zurück. In dieser Spanne wurden sieben Alben aufgelegt, die sich hören lassen. Nicht verwunderlich, sind die Tessiner seit 2022 bei Massacre Records untergebracht. Die Vier stehen für thrashigen, extrem melodischen Melo-DM mit messerscharfen Riffs. Weshalb die Jungs nördlich der Alpen kaum wahrgenommen werden, bleibt objektiv ein Rätsel. Vielleicht können sie's am Meh Suff! ändern...



IMPORT

In zunehmenden Mass erleben wir am Meh Suff! Vertreter/innen des Brutal Death Sub(sub)genres. Heuer scheint das Paket noch einmal dicker geschnürt, weshalb wir diese Gruppe am Ende des Kapitels gleich en gros betrachten. Vorher jedoch kümmern wir uns um quasi «gemässigte» Vertreter/innen...


BLACK/SPEED/THRASH/DEATH/MIXED/WHATEVER...

James McBain aka HELLRIPPER gehört zu denen, die das Immerselbe irgendwie ganz eigen tun. Seinen Atem holt der Schotte in den kruden Achtzigern, worauf er hinwegbläst, was wegzublasen ist. TRVE, nicht weil ER jetzt grad besonders gut copy-pastet, sondern intrinsisch (höllisch) brennt. Doch lassen wir uns Patriks Eindrücke vom Baden im Blut auf der Zunge vergehen: «Black Magick Satan Evil Speed Metal in Reinform. Wer bei Midnight an seine Grenzen kommt – Hellripper geht drüber. Und zwar mit Vollgas.» Was willst du mehr?

Mit INFESTUS haben die Organisatoren ein – wie ich meine – glückliches Händchen bewiesen. Andreas von der Heidts gelingt es, dem Schwarzmetall Facetten abzugewinnen, ohne gleich an dessen Glaubwürdigkeit rütteln zu wollen. Sei es in einer zuweilen komplexen Rhythmik oder aber doomig düsteren Einspielungen. 

Wer kennt sie nicht, die WK I-Fanatiker um Sänger Noise, der auch bei LEIÞA und NON EST DEUS die Strippen zieht. Mit Menschenmühle (2021) legte KANONENFIEBER einen vielbeachteten Erstling hin, worauf sie ihrem Style auf Nummer sicher treu blieben - mit Erfolg. Die Deutschen spielen temporeich melodischen Black'n'Death, der für die Meh Suff! Bühne wie geschaffen scheint. Inhaltlich (Texte) werden Gräuel des Grossen Krieges dokumentarisch aufgearbeitet, was sich in der Bühnenshow widerspiegelt. Um Missverständnissen vorzubeugen: Noise selbst grenzt sich von rechtem Gedankengut klar ab. Ein Gig, den du nicht verpassen willst!  

Historisch gesehen gehören MARDUK ans Meh Suff! wie der Zapfhahn zum Fass. Bandleader Morgan Håkansson musiziert seit 1990 unter diesem Label, was für viele Anwesende eine Lebensspanne darstellt. Inhaltlich nicht über alle Zweifel erhaben, zeichnet sich das Trio verantwortlich für Hochgeschwindigkeits-BM der bösen Sorte. Keine Zugeständnisse. Keine Anbiederung. Und Krieg geht sowieso nie aus. Hoffen wir mal, dass die zu besagter Stunde so richtig gut drauf sind!

MISÞYRMING interpretieren Black Metal, dass eigentlich jede/r zufrieden sein kann. Old School, New School, Schools Out, was auch immer. Ihre Alben stellen Gesamtwerke dar, wo du den Lückenfüller vergebens suchst, der eine Track in den andern fliesst, Raserei, Drama und Melancholie sich die Hand reichen. Plus du weisst, weshalb du dich immer mal wieder in der Dunkelheit wiederfindest. 

Seit mehr als dreissig Jahren spielen MOONSPELL in den oberen Ligen des Gothic Metals und gelten gar als Wegbereiter. Der wandelbare Sound der Portugiesen um Frontmann Fernando Ribeiro zeichnet sich durch kunstvolle Arrangements aus, worin gekonnte Verschränkung(en) diverser metallischer Stilelemente stattfindet. Live erwartet uns eine Wunderkiste.

MYRKURS Erstling M (2015) löste einordnungshalber den Love/Hate Hype aus. In der Folge orientierte Multiinstrumentalistin Amalie Bruun sich mehr und mehr in Richtung Folk und ging darob beinahe vergessen. Mit Spine (2023) nahm sie den düsteren Faden jedoch wieder auf und präsentierte ein hauchzartes Album der Gegensätzlichkeiten. Assoziationen? Eine Prise ABBA, Björksche Verletzlichkeit, daruntergelegt schwarzmetallische Orchestrierung. Auf jeden Fall eine gleichsam verwunderliche wie höchst gelungene Verpflichtung. 

SCAR SYMMETRY bedienen das Feld eingängigen Todesmetalls mit unüberhörbar progressiver Ader. Ihr Werk präsentiert sich von knüppelhart bis erhaben cineastisch, wobei sie es geradeso hinkriegen, dass ihnen der Drive nicht abhanden kommt. Fühlst du dich wohl im Ohr mit SOILWORK, DARK TRANQUILLITY und Konsorten, dann nix wie hin! 

WARMEN scharen sich um Keyboarder Janne Warman, der einst bei CHILDREN OF BODOM in die Tasten gegriffen hatte. Als nach längerer Durstpause vor gut zwei Jahren Petri Lindroos (ENSIFERUM) dazustiess, gebar aus dem Solo- ein Gruppenprojekt. Mit Here For None (2023) sendeten die Finnen ein klares Signal  nicht zuletzt an verwaiste COB Anhänger/innen. Das Nachfolgealbum Band Of Brother ist noch im August zu erwarten.


SLAM/BRUTAL/DEATH

KRAANIUM slammen seit gut einem Vierteljahrhundert durch extremmetallische Untergründe, wobei Frontmann Mats Funderud seine Growls und Pigsqueals nach wie vor in bester Manierenlosigkeit intoniert. Begleitet wird er von einer Kapelle, die an Präzision kaum zu überbieten ist. Ein Meh Suff! Tipp? Wir werden es hören.

Dasselbe gilt für VISCERAL DISGORGE, die seit 2007 gerade mal zwei Studioalben finalisierten, doch was für welche! Ihr Kultalbum Ingesting Putridity (2011) wurde kürzlich als Remaster wieder aufgelegt und kann einstiegshalber ans Herz gelegt werden. Bei mir jedenfalls hat's funktioniert. Die Amis beherrschen die Kunst, mit feinem Händchen Songstrukturen anzulegen, dass jedes Riff, jeder Schlag als Volltreffer verbucht wird. Dazu noch eilt ihnen der Ruf vorzüglicher Bühnenvollstrecker voraus. 

Bei 9 DEAD hadere ich zuallererst mit dem Bandnamen, der sich auf den Tod von neun Moshpit Opfern am Roskilde 2000 bezieht, zum anderen misslingt (mir) der Task, im Musikalischen etwas Besonderes herauszuhören. Doch lassen wir uns überraschen! 

EXTERMINATION DISMEMBERMENT bewegen sich (immer mal wieder) im eher schleppend stampfenden Tempobereich, dass auch Kurzatmige sich in den Pit wagen dürfen. Die Belarussen sind mit zwei Vokalisten am Start und scheuen sich nicht, Synthlines einzusetzen oder aber Bassdrum mit fetten 808 Beats zu untermauern. 

KORPSE aus den Niederlanden stehen für bewährte Kost und präsentieren Brutal Slam DM  der technischen Sorte. «Hyperschnelle Blastbeats, abartiges Gegurgel und apokalyptische Breaks», bringt vampster.com es auf den Punkt.

VISCRAL beackern ein Feld zwischen BDM und DM mit kurzzeitigen, jedoch wohltuenden Ausflügen in allgemein Metallisches. Sind Vocals konsequent kehlig gutturalen gehalten, gestaltet Riffarbeit sich ausladend (zuweilen eingängig), aufgewertet durch fingerfertige Solos, die so ganz und gar nicht zur üblichen Artikulation passen. Inklusive auf den Punkt gebrachte Drumarbeit ergibt sich das Bild eines Metier beherrschenden Quintetts, worauf man ein Ohr werfen kann. Wäre da nicht Eggis etwas monotone Stimmdarbietung, könnte die indonesische Truppe guten Gewissens über das Subgenre hinaus empfohlen werden. 


FAZIT

Am Meh Suff! Metal Festival 2025 wird ein vielfältiger Strauss extremeren Metals geboten, worin sich die eine oder andere persönliche Entdeckung verbirgt. Auch wenn zumindest mir die Ecke des brutalen Todesmetalls überbevölkert vorkommt, präsentiert die diesjährige Auflage sich insgesamt spannend. 


SEE U THERE!!!



Text: C. Sturzenegger


HeAvYmeTaL.ch ist ein gemeinnütziger Verein, der die Schweizer Metalszene nach Kräften unterstützt. Falls du einen Beitrag leisten willst: Von der eigenen Mitgliedschaft bist du DIESEN EINEN KLICK entfernt.

Verspürst du gar Lust, dich redaktionell zu betätigen, schreibst du uns am besten.