Zurück vom MYSTIC FESTIVAL 2025

FAZIT
Damit's nicht vergessen geht, Fazit gleich voran geschoben...
(Erstens: Popularität) Zumindest in Polen stellt das MYSTIC FESTIVAL längst keinen Geheimtipp mehr dar. Jahr für Jahr beweisen die Organisatoren, dass mit verfügbaren Mitteln ein Anlass auf die Beine gestellt werden kann, dem am allerwenigsten es an Qualität mangelt. Ihr mit Sorgsamkeit zusammengestellte Lineup garantiert dir einerseits Entdeckungsjuwelen sowie mitunter altgediente Headliner nachhaltig beweisen, wo Barthel noch immer den Most holt.
Auf dem Gelände hörst du Sprachen aller Welt, die du - je nach Gesamtzustand - dann und wann auch sprichst. Und dass 4-Tagespässe heuer bereits im Vorfeld ausverkauft waren, weist auf gesteigerten Beliebtheitsgrad hin.
(Zweitens: Environment) Das postindustrielle Flair des Areals bildet Vorzeigekulisse für düstere Metallmusik sowie antizipierte Inhalte. Dennoch gelingt es, Örtlichkeit in Gemütlichkeit erstrahlen zu lassen, wobei genügend Ecken und Winkel zu finden sind, um mal Auszuklinken.
Zudem liegt die Stadt Danzig höchstens zwei oder drei Steinwürfe entfernt. Hat jedenfalls noch niemandem geschadet, sich kurzentschlossen in den Tourimodus zu morphen.
(Drittens: MF macht vorwärts) Der Desert Stage wurde mehr Raum zugestanden, ebenso dem Kulinarischen. Dazu noch betrittst du das Gelände seit letztem Jahr über das ehemalige Arbeiterportal, was den Weg massiv verkürzt.
Gleichzeitig aber scheint die Kapazitätsgrenze definitiv erreicht zu sein. Grösser geht nicht. Mehr genauso wenig. Verknüpft mit einer zuweilen unsicheren Wetterlage warten insbesondere Sabbath- und Shrine Stage mit Dichtestress auf, dass selbst Abgebrühte ins Klaustrophobische geraten. Sofern sie denn überhaupt dort hinein gelangen.
(Viertens: Dankeschön) Herzliches Dankeschön vor allem an Beata und Crew: Einmal mehr habt ihr alles im Griff gehabt und für so viel Gemütlichkeit gesorgt wie nur irgend möglich!!!
(Fünftens: Tickets) Das Fest steigt vom 3. bis 6. Juni 2026. Early Birds 2026 sind bereits im Angebot.
WARM UP DAY am 4. Juni 2025
Airport Danzig, das Gepäcklaufband setzt sich gerade eben in Bewegung. Ein Haufen erschlagener EXODUS Member wartet stoisch auf Habseligkeiten.
Der Hinflug habe nicht ganz so reibungslos geklappt, meint ein ziemlich erschöpfter Tom Hunting. In wenigen Stunden wird er und Kollegen auf der Park Stage des MYSTIC FESTIVALS für Umtriebe sorgen. Neidalarm jetzt? Ganz und gar nicht!
Vor dem Terminal lungern Taxidriver plus solche, die sich als solche ausgeben. Himmel über uns präsentiert sich Grau in Grau, was wir bereits wussten & schweigend zur Kenntnis nehmen. Fahrt in die City kommt uns diesmal länger vor, derweil im Radio polnische Pop Varianten gespielt werden.
Später dann eingecheckt, festes Schuhwerk montiert & ab in Richtung Gelände, was per Pedes gute fünfzehn Minuten dauert. Vorbei an würdigen Gebäuden hin zum Ort, wo Solidarność aus der Wiege gehoben worden war. Im Hintergrund stapeln sich riesige Fertigungshallen, wo Flottenarbeit heuer ganz anders interpretiert wird, sowohl ökonomisch als auch ideell.
Am Eingang versorgen wir uns mit notwendiger Legitimierung, um Gelände zu explorieren, wobei jedes einzelne der vielen Bändchen und Pässe total Sinn mache. Na ja. Daraufhin durchs immerselbe Tor geschlendert gleich Point Of No Return.
Falls du noch nie da warst: Entlang eines Fahrsträsschens passierst du Desert- und Park Stage, am Ende eines Parkplatzes die Main Stage in vollem Prunk. Grad nach dem Haupteingang führt linkerhand eine Art Passage zu Shrine- und Sabbath-Stage. Beide sind in ehemaligen Werfthallen untergebracht.
Am Warm Up Day spielen insgesamt weniger Bands auf weniger Bühnen, ansonsten herrscht Festivalbetrieb mit allem drum und dran. Von ALCEST kriegen wir leider bloss noch letzte Noten mit, anscheinend aber sei den Franzosen um Neige ein stimmiges Set gelungen. Schmerzhafter trifft, dass für MARTWA AURA es geradeso wenig gereicht (Sünde I), was vorerst ärgerlich anmutet.
Dann aber legen CASTLE RAT auf der vergrösserten Desert Stage los und bieten einen Auftritt, der sowohl musikalisch als auch von der Dramatik her überzeugt. Ob Rat Queen den Doom letztlich überlebt, will nicht gespoilert werden. Während des Auftritts jedoch verdunkelt sich der Himmel, bald darauf fallen erste schwere Tropfen. Derer es in Kürze unzählige werden bis hin zum Schlammassel.
Für WITCH CLUB SATAN stehe ich superpünktlich vor der Sabbath Stage. Um dorthin zu gelangen, kämpft eine/r sich durchs Nadelöhr eines Zugangs, anschliessend seitlich am Mischpult vorbei, dass Wenigkeit vor lauter physikalischen Drücken zum quasi schwarzen Loch mutiert. Oder wenigstens nah dran.
Die brachialen Däninnen von WCS spielen zur Zeit in der Hype Zone des Underground, noch dazu eilt den Dreien ein formidabler Performance-Ruf voraus. Den Erwartungen jedenfalls werden sie mehr als gerecht und knallen dem Publikum punkig dreckigen Ur-BM in kompromissloser Gnadenlosigkeit entgegen. «Schreien können sie», meint einer neben mir und hat recht damit.
Klar, das Verlassen der Örtlichkeit gerät zum Survival Test Nr. Zwei. Da es draussen zudem in Strömen regnet (noch immer?), drängen mehr und mehr Leute unters schützende Dach. Kurzerhand beschliessen wir gastronomisches Austrocknen, was am Stützpunkt einer nahegelegenen Pizzeria optimal vonstatten geht…
…und stehen erst für EXODUS wieder Spalier. Nach ihrem We Will Rock You Intro legen die Kalifornier gleich mal mit Bonded By Blood los... was will Kind der 80er denn mehr? In der Folge spielen die Urmetaller sich quer durch ein beachtliches Potpourri, wobei die Jungs stellenweise vom eigenen Speed arg überrumpelt wirken und dem Songverlauf hinterherhetzen. Was an der suboptimalen Hinfahrt liegen mag oder sonst so. Dennoch erleben wir eine geladene Show, wobei wahre Authentizität erst bei DEATH ANGEL erlebt werden wird.
In der Folge lümmeln wir auf dem Gelände rum, inspizieren offizielle und andere Merchandise Angebote, trinken Bier aus Bechern et cetera. Jedenfalls fehlen weitere Notizen, was ein eigentlich gutes Zeichen sei...
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Text: C. Sturzenegger / Fotos: C. Sturzenegger & C. Lienhard
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Fotos
Castle Rat











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Exodus



