NekroFvneral von Vomitheist - ein wohlverdienter Pleonasmus

Vomitheist aus Frauenfeld huldigen schon seit über 10 Jahren dem traditionellen Death Metal. Erste Aufnahmen wurden als kultige Eigenveröffentlichungen oder über das übrigens sehr empfehlenswerte Ostschweizer Label "AuGeil-Records" in die Welt herausgeschickt. Kurz vor dem hier vorliegenden ersten Langspieler veröffentlichte das Deutsche Label mit dem klingenden Namen "F*cking Kill Records" eine Split-7" auf der neben einem sehr hochstehenden Song der befreundeten Landsleute von Funeralopolis auch zwei neue Vomitheist-Songs zu bestaunen waren. Der kultige, schwedische Kettensägengitarrensound - ziemlich wahrscheinlich mit dem sublimen HM2-Pedal von Boss erzeugt - hat ja eine eigene riesige Fangemeinde seit den Anfangstagen von Entombed, Dismember, Carnage und wie sie nicht alle heissen. 

Vomitheist sind offensichtlich grosse Fans des Death Metal aus Stockholm. Aber es steckt noch mehr darin, einerseits eine grosse Ladung Asphyx und Pestilence als auch dort noch Martin Van Drunen unmenschliche Töne aus seiner holländischen Kehle hervorholte. Gubler (vocals und bass) liess sich offenbar von dem kauzigen Holländer da und dort inspirieren, brüllt aber tiefer und eher in der Phrasierung eines Killjoy von Necrophagia oder Chris Reifert von Autopsy. Neben diesen beiden Inspirationen aus den U.S.A. schleichen sich einige clever eingebaute Cannibal Corpse-Riffs in den Gesamtsound ein. Bei "Morbid Decomposition" werden auch kurz aber ganz geschickt Celtic Frost-Zitiert, inkl. einem originalgetreuen "Thrash"-Ruf a la Tom G. Warrior.

 

Die mehrheitlich im Mid- bis Uptempo gehaltenen Riffs von Yanä (guitars) werden mit einem sehr angepissten Basssound von Gubler und donnernden Drums von Wöhrle zu einem sehr mächtigen und eingängigen Gebräu verkocht. Yänä lässt mehrheitlich die Riffs sprechen, platziert aber auch ein paar sehr geschmackvolle Gitarrenleads, die James Murphy bei Obituary ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert hätten. Nachdem der Titeltrack ein lupenreines D-Beat-Massaker veranstaltet und bereits nach gut einer Minute endet, nehmen Vomitheist Anlauf für ihren Schluss-Epos "Carnivorous Cult" der mit einem fast schon Darkthrone-artigen Midtempo-Riff immer mehr Fahrt aufnimmt, bis er schliesslich das Hauptthema des Roman Polanski Films "Die Neun Pforten" geschickt zitiert und in einer Deathmetal-Dampfwalze gipfeln lässt. Ganz ähnlich wie das auch schon Entombed auf "Left Hand Path" mit dem "Phantasm"-Soundtrack gemacht haben. Kurzum: Dieses Album beschert Vomitheist hoffentlich in Windeseile die grosse Aufmerksamkeit, die ihr absolut mächtiger Bandsound schon seit langer Zeit verdient hat. Visuell veredelt wird das Ganze vom Gossauer Zeichner "Aesthetisk Art", der neben Arbeiten für internationale Underground-Bands auch schon bereits das kultige "Chalice of Death" Print-Magazin mit feinen, aber kranken schwarz-weiss-Zeichnungen sprichwörtlich umrahmte. 

Die Plattentaufe am 27. Mai soll ein ziemlicher Abriss gewesen sein, verpasste ich aber leider. Live bestaunen kann ich die bodenständigen Vomitheist endlich wieder am 2. Juni im Winterthurer Gaswerk, wo sie die Walliser Veteranen von Cremation zusammen mit den St.Gallern "All Life Ends" supporten werden.    


veröffentlicht am 19. Mai 2023 über Transcending Obscurity Records

Lineup:

Gubler - Bass, Vocals

Yänä - Guitars

Wöhrle - Drums


Artwork by Aesthetisk Art


(Text : H. Reitze, veröffentlicht am 29.05.2023)


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