20 Jahre Jubiläum HeAvYmeTaL.ch: Der Erlebnisbericht

Etwa 100 Leute finden sich hier in und vor dem Werk 21 zusammen, Musiker und Entourage mitgezählt. Nihilo und My Last Hour habe ich leider bereits verpasst, wobei Zeugenaussagen radikal divergieren. Doch mit kollegialer Hilfe kann die Lücke einigermassen ausgefüllt werden, merci an Dani, Fabian und Patrik für die wertvollen Inputs!

My Last Hour: Die Soften

My Last Hour sind aus Landquart GR angereist und müssen danach gleich wieder zurück, weil die Lohnarbeit ruft. Von Musik zu leben, kriegt hierzulande eigentlich keine/r hin, die epidemiologische Situation noch nicht mal angedacht... Die Jungs geben alles, wobei sie sich bewusst sind, für einmal «die softeste Band des Abends» (Zitat) zu sein. Sie verwöhnen das Publikum mit erfrischendem Metalcore, wobei gerade das gesangliche Zusammenwirken der Musiker eine reiche Palette bedient. Dass es der Bühnenshow noch etwas an Flüssigkeit mangelt, hat allenfalls damit zu tun, dass Reto am Schlagzeug spontan einspringt und das gesamte Repertoire innert kürzester Zeit hatte erüben müssen. Auf jeden Fall verschaffen My Last Hour dem Abend einen würdigen und verdienten Auftakt!


Nihilo: Der Güterzug

Nihilo aus Huttwil BE präsentieren strikten, kraftvollen Death’n’Trash Metal, der à la Güterzug durch’s Werk 21 brettert. «Ein wahrer Nackenbrecher», meint denn auch ein Kollege vom Verein, was im Generellen Bestätigung findet und hier in Bild und Ton nachvollzogen werden kann. Jedenfalls ist der Saal danach gründlich entstaubt - und da soll eine/r mal behaupten, Metal sei bloss zum Selbstzweck da! Wie Nihilo selbst sich äussern, lieber gleich im O-Ton: 

"Vielen Dank für die Einladung! War auch für uns sehr intensiv und ULTRAGEIL! Wir hatten sehr viel Spass auf und neben der Bühne! Nochmals Gratulation!

(Damiano von Nihilo)


Eternal Delyria: Die Ambitionierten

Eternal Delyria heissen fünf Tessiner Jungs, die in einer Art zerschlissenem Streetwear Look daherkommen. Der Frontmann hat was Waldschrat-mässiges und geht mit den hochgestellten Haaren locker als Eddies Cousin (DER Eddie!) durch. Aber ganz so genau kann man das ja nie wissen. Manchmal jedenfalls rollt er wie irr mit umschminkten Augen, als ob er Dinge sähe, die du besser nicht siehst und sowieso nicht sehen willst. Bevor ich gedanklich zum Bandnamen abschweife, legen die Südschweizer (glücklicher Weise) los. Ihre Musik möchte ich als irgendwie ambitioniert beschreiben, wobei auch live spürbar bleibt, dass Fleiss und Zeit auf die Arrangements verwendet worden waren. Technisch machen sie einen durchaus sauberen Job, insbesondere aber der Trommler überzeugt durch ein Präzisionsspiel, wodurch das Klangmonster sicher zusammengehalten wird. Ein cooles Set!

Fazit: Delyria auf jeden Fall, eternal dann doch lieber nicht.


Vomitheist: Die Unbändigen

Vomitheist könnte eine Apfelsorte heissen, tut es aber nicht. Die drei Frauenfelder stehen offen zu ihrem Dialekt und das hat entweder mit einer Riesenportion Selbstvertrauen zu tun oder schlicht Ignoranz. Das Set beginnt mit einem ordentlichen Kracher, welcher mit sichtlicher Spielfreude vorgetragen wird. Ihre Musik etikettieren Vomitheist dann gleich selbst als Old School Death Metal, was man denn so stehen lassen muss. Dass «bloss» zwei Gitarristen vor der Batterie stehen, verschafft dem Bühnensound eine gehörige Portion schnörkellosen Druck. Das Werk 21 ist ja nicht gerade eine Halle der Superlative und wenn dann eben zum Beispiel fünf Musiker auf der Bühne stehen, wird das Monitoring umgehend schwieriger. Im weiteren Verlauf folgen noch einige schleppende Nummern, die klanglich nahezu «doomig» daherkommen, wahrscheinlich wegen dem einen oder anderen Tritonus. (Hast du jetzt Schwierigkeiten den Begriff zu platzieren, ist das nicht weiter schlimm, Hannes erklärt es nämlich haargenau in unserem Podcast heavymetalPUNKT:Episode 3 – Doom Metal.) Auf jeden Fall überzeugen Vomitheist durch ihre frische, glaubhafte Weise des Vortragens und meinen selbst dazu:

"Was für ein geiler Abend! Geile Bands (Nihilo hat zerstört), Geile Leute und ein Sound der Eier hatte! Für uns war das definitiv ein super Abend und wir haben uns sehr gefreut, dass dies auch bei den Leuten so ankam."

(Vomitheist)


Tyrmfar: Die Echten

Tyrmfar meinen es bitterernst und entfesseln ab der ersten Sekunde ein aggressionsgeladenes Soundgewitter, was ich unbelastet eher so in die Metalcore-Schublade steckte. Doch unbelastet geht eben nicht. Der Frontmann hat zweifelsohne eine ziemliche Wut im Bauch, an der er uns mit Hilfe einer Soundanlage unmissverständlich teilhaben lässt. Ob dies noch mit den fehlenden Beckenständern in der Aufbauphase zu tun hatte? Wohl eher nicht. Jedenfalls, den Wallisern Authentizität abzusprechen ist das Letzte, was Anwesenden zu Sinne kommen könnte und auch wenn ich mich irgendwann in Richtung Bar verdrücke, gehört die Intensität, mit welcher Tyrmfar ihre Message an Frau und Mann bringen, mithin zum Eindrücklichsten von heute Abend/Nacht. 


Bilder: Patrik Weber
Text: Claude Sturzenegger


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